Hat man bereits eine schmerzhafte Erfahrung durchlebt, so merken wir uns diesen Umstand ziemlich gut. Diese Erinnerung will uns vor Schaden bewahren und meidet dann nach Möglichkeit ein Wiederholen dieser Situation.
Durchlebst du bei ärztlichen Maßnahmen Schmerzen, so meidest du danach die Arztpraxis nach Möglichkeit. Genau das wollen wir im Tattoo-Studio vermeiden. Zudem kommt ein psychologischer Aspekt hinzu: die Erwartung und Vorahnung von Schmerzen liegen oft weit über dem tatsächlich wahrgenommenen Schmerz.
Gerade das Phänomen Phantomschmerzen zeigt die entscheidende Kraft der Psyche, da das Gehirn Empfindungen und Impulse generiert, die tatsächlich nicht existieren. Das sie nicht existieren stimmt so auch nicht, denn sie werden ja empfunden, gefühlt und wahrgenommen. Gerade jüngere Menschen verspüren und erwarten höhere Schmerzen im Rahmen einer Session, oder einer anstehenden Behandlung.
Die Älteren hingegen weisen eine höhere Schmerztoleranz durch ihre Erfahrung vor. Aus Sicht des Tätowierers ist ein Verständnis für diese Aspekte im täglichen Umgang mit seinen Kunden sicherlich vorteilhaft. Es sollte für ihn keinen Unterschied machen, ob ein praller Kampfkoloss, oder eine zarte Elfe vor ihm liegt. Beide sind in der Lage Schmerzen zu empfinden, beide haben ihr eigenes individuelles Schmerzverhalten.
Auf dies gilt es mit Empathie einzugehen, denn der Tätowierer kann durchaus ein machtvoller Teil der emotionellen Gestaltung einer Session sein. Die positive und bewusste Gestaltung eines solchen Mindsettings kann bereits einen entscheidenden Teil von Sorgen und Schmerzen nehmen. Diese Beeinflussung ist im Interesse beider, denn der kommerzielle Tätowierer ist von wirtschaftlichen Aspekten abhängig, die ihm und dem Studio das Einkommen sichern.
Einigt man sich bei einem Projekt auf einen Festpreis, so haben beide Parteien das Interesse mit möglichst wenigen Sitzungen zum Ziel zu kommen. Dies spart Material und planbare Arbeitszeit des Tätowierers, sowie die Zeit und Nerven des Kunden. Dieser Aspekt wird schnell klar, wenn man zum Beispiel ein Projekt auf eine Session mit 4h ansetzt, der Kunde allerdings nach 30 Minuten schmerzgeplagt abbricht.
Um das Projekt nun weiterzubringen wird dann ein Folge-, dann eventuell wieder ein Folge- und schließlich noch ein Folgetermin vereinbart. In jedem Termin werden Desinfektionsmittel, Verbrauchsmaterialien und Studiozeit verbraucht. Auch wenn dies meistens keine direkt mehrstelligen Beträge sind, so macht sich dieser Effekt sicherlich in den Einkaufskosten gerade kleinerer Studios bemerkbar.
Dies ist nur ein kleiner Bereich, den der selbständige Tätowierer in seiner Unternehmung mit einkalkulieren sollte. Weitere klassische Entscheidungs- & Unternehmenssteuerung-Fehler erschweren schnell die finanzielle Basis. Hier lernt der Tätowierer unternehmerisch zu agieren und teure Fehler zu vermeiden. Vom Umweltaspekt und dem entstehenden Abfall her mal ganz zu schweigen.
Wie viele Handschuhe, hochwertige Nadelmodule, Farbkappen, Tattoo Maschinen-Schutzhüllen, Clipcord-Schutzhüllen, Flaschen-Schutzbeutel, Griffstück Bandagen, Einweggriffe, Schutztücher, Krepptücher, Stuhlabdeckungen, Ärmelschoner, Einwegschürzen, Mundschutz und Desinfektionsmittel kann man einsparen, wenn Sessions immer wie eingeplant stattfinden?
Empathische Artists haben gleich mehrere Faktoren in ihrer Hand. Neben ihrer künstlerischen Freiheit steuern sie Wirtschaftlichkeit und Effizienz ihrer Selbstständigkeit entscheidend aus, indem sie auf die Schmerzerwartung und Schmerzempfindung ihrer Kunden eingehen und professionell reagieren können.