Gedanken versetzen bekanntlich Berge. Ebenso können sie auf die Wahrnehmung einer Situation einwirken. Wir haben die Möglichkeit uns und unsere Umwelt durch Gedanken zu erschaffen und zu beeinflussen. Für die Wahrnehmung von Schmerzen ist dies die Chance, diese durch das Denken aktiv zu reinterpretieren.
Da der Schmerzauslöser ein physiologischer Vorgang ist (Nozizeption) kannst du nun einige Tricks einsetzen, um ihn abzumildern. Die Chemie muss stimmen – lerne deinen Tätowierer / deine Tätowiererin einen Augenblick kennen, rede mit ihm / ihr und tauscht euch aus.
Sprecht über deinen Erwartungsrahmen des Projekts, formulier deine Sorgen und Wünsche. Sehr schnell merkst du durch die Reaktion und Antworten, ob eine gegenseitige Sympathie entsteht. Das beiderseitige Verhalten des Gegenübers ist ein entscheidender Teil für die gesamte Erfahrung, die mit dem Tattoo zusammenhängt.
Tätowieren bedeutet Vertrauen, Nähe und Intimität zuzulassen. Wie geil ist es, wenn der Artist entspannt und verständnisvoll auf dich eingeht und dir gleichzeitig ein einzigartiges Kunstwerk in die Haut sticht. Mit dieser emotionellen Einstellung ist der Schmerz deutlich leichter zu verarbeiten.
Anders verhält es sich, wenn du jemanden erwischst bei dem du gnädigerweise eine Audienz bekommst und monatelang auf den Termin hin fieberst. Dein Gegenüber hat keine Zeit für dein Psychogelaber und du sollst gefälligst keine wertvolle Zeit durch Gefühlsgequatsche vergeuden. Oder wenn du schon im Vorfeld belächelst wirst, da du die hundertste bist die eine Rose will und du den Artist dadurch in seiner künstlerischen Entwicklung beschränkst. Da merkst du mit jedem Stich die gegenseitige Antipathie. Abturn!
Lerne deinen Körper kennen – dein Körper ist dein Tempel. Wie gut kennst du ihn, hast du unterschiedliche Möglichkeiten bereits ausgeschöpft um dich selbst in Bezug auf Schmerzen zu verstehen? Kennst du deine sensiblen Zonen genauso gut wie deine robusten Bereiche.
Gehe mal Körper mit einem Eiswürfel ab, schnell lernst du die Bereiche kennen, die sich bei dir für ein weniger schmerzhaftes Tattoo eignen. Allerdings kannst du auch grundsätzliches und physiologisches beachten, das für nahezu jeden Menschen gilt:
• Bereiche mit viel Fett / Muskeln polstern den Schmerzreiz
• Bereiche aus Haut und Knochen hingegen tun besonders weh
Eine detaillierte Übersicht der Schmerzbereiche findest du im Artikel Schmerz-Topographie. Durch ein besseres Verständnis deines Körpers, kannst du dich auf die kommende Session bewusst vorbereiten. Motiv und Technik – mein erstes Tattoo war eine Blume des Lebens im Nacken.
Mit meiner Tätowiererin besprach ich meine Wünsche und Erwartungen und sie schlug gleich vor, das Motiv im Dotwork zu stechen. Schau mal, hier lernst du mehr über die heilige Geometrie kennen, zu der auch die Blume des Lebens zählt. Das Motiv besteht also aus unzähligen kleinen Punkten, die am Ende das Gesamtbild entstehen lassen. Ich erinnere mich noch genau an ihren Satz „Das wird ein Spaziergang für dich, kannst sogar dabei pennen!“.
Und sie behielt Recht, zwar schlief ich nicht ein, aber mein erste Tattoo war ein schmerzfrei Tattoo. Ich dachte mir, warum stellen sich alle so an, wenn es um Tattoos geht. Bin voll der Bringer! Es folgten dutzende weitere Tätowierungen, an den verschiedensten Stellen.
Ebenso kamen weitere Tattoo Styles, wie Chicano, Black and Grey und Lettering dazu und ich lernte mein Schmerzempfinden und meine Schmerztoleranz schnell gut kennen. Bis es so richtig knallte!
Mein erstes Brust Tattoo brache mich zum ersten Mal schmerzmäßig ans Limit. Auch wenn dieser Bereich mit Muskeln gepolstert ist, ging ich hier komplett unerwartet ab wie Luzie.