Anästhesie Tattoo

Oberflächen Anästhesie - Gefühllose Haut

Oberflächenanästhesie ist ein Teil der Lokalanästhesie. Bei der Lokalanästhesie werden einzelne Körperbereiche örtlich betäubt und dadurch schmerzunempfindlich. Diese Art der Betäubung beeinträchtigt nicht das Bewusstsein, wie dies im Gegensatz bei einer Vollnarkose der Fall ist.

 

Aufnahmefähigkeit und -geschwindigkeit eines betäubenden Wirkstoffs über die Haut ist vergleichsweise eingeschränkt. Man nutzt deswegen Cremes, Salben und Sprays und versetzt sie mit dem jeweiligen Wirkstoff. Durch Aufbringen dieses Gemischs auf die Haut, entsteht dann eine schmerzstoppende Wirkung.

 

Bestandteile der Creme wirken als Träger und dringen je nach Einwirkzeit (30 - 120 Minuten) in unterschiedliche Hauttiefen vor. Das Lokalanästhetikum kann auch direkt in die Haut gespritzt werden, um so ganze Bereiche innerhalb von Minuten örtlich zu betäuben. Dies machen aber nur Ärzte und geschultes Fachpersonal. Eine unsachmäßige Injektion kann gerne ein Gefäß treffen und die Wirkstoffkonzentration im Blutkreislauf unkontrolliert in die Höhe schießen lassen.

 

Der Einsatz einer Oberflächenanästhesie der Haut hat zwei Gründe. Man möchte einen präsenten Schmerz, oder einen anstehenden Schmerz ausschalten. Beim Tätowieren treffen beide Gründe zu und werden im Ausland mit betäubenden Cremes und Sprays entsprechend behandelt.

 

Der gegenwärtige Schmerz während der Session lässt sich senken, wenn die Haut durch Outlines bereits offen ist. Hier finden gerade in den USA flüssige Oberflächenanästhetika im Pumpspray ihren Einsatz. Nach einigen Minuten Einwirkzeit tritt die schmerzlindernde Wirkung ein.

 

Für die Kontrolle eines bevorstehenden Schmerzes sind Salben und Cremes im Einsatz. Detaillierte Gebrauchsanleitungen finden sich in den Beipackzettel der in Deutschland frei verkäuflichen Cremes. Die Salben werden, je nach Einwirkzeit, ca. 1h vor der Behandlung auf die Hautpartie aufgetragen und mit Folie abgedeckt. Durch die Körperwärme & Folie kann die Creme noch besser und effektiver in die tieferen Hautschichten eindringen. Vor der Behandlung entfernt man Folie und Creme.

 

Je nach Zusammensetzung und Inhaltsstoffen kann die Schmerzausschaltung mehrere Stunden anhalten. Da die Wirkstoffe die Haut örtlich betäuben, finden sie weltweit nicht nur bei Tattoos Anwendung, sondern haben ihren Einsatz ebenso bei Piercings, Permanent Makeup, Waxing, Enthaarung und natürlich bei medizinischen Anwendungen, für die sie schließlich entwickelt worden sind. Viele betäubenden Oberflächenanästhetika in Form von Cremes und Sprays beinhalten die Wirkstoffe Lidocain und Prilocain.

 

Lidocain - ist ein Betäubungsmittel vom Typ der Amide. Erreicht Lidocain durch Auftragen, oder injizieren Nervenzellen, so blockiert es die Natriumkanäle der Zellmembran und erschwert das Aktionspotential der Zelle. Dies hat zur Folge, dass eine Schmerzweiterleitung an das Gehirn unterbrochen ist. Die Wirkungszeit beträgt etwa 1-3h.

 

Prilocain - ist ein Betäubungsmittel vom Typ der Amide. Die Wirkungszeit beträgt etwa 3-6h.

 

Werden nun beide Wirkstoffe Lidocain und Prilocain im Mischverhältnis 1:1 kombiniert, entsteht ein "Eutectic Mixture of Local Anesthetic". Dieses eutektische Gemisch ist bei Hauttemperatur flüssig und wird so besonders gut von der Haut aufgenommen. In Deutschland ist diese Creme unter dem Handelsnamen EMLA® bekannt, diese ist in verschiedenen Ausführungen und ebenso auch von unterschiedlichen Herstellern verfügbar - in jeder Apotheke!

 

Die Lidocain-Konzentration in frei verkäuflichen Salben, Sprays und Cremes ist in Deutschland auf max. 5% beschränkt. Alles über dieser Konzentration ist verschreibungspflichtig. Auch wenn Lidocain das geringste Allergiepotential im Vergleich zu anderen örtlichen Betäubungsmitteln hat, sollten möglichen Nebenwirkungen bekannt sein.

 

Zunächst gibt es laut der FDA eine Maximaldosis für einen durchschnittlichen Erwachsenen. Diese liegt bei Lidocain bei 4.5 mg / Kg Körpergewicht, mit der Empfehlung eine Maximaldosis von 300 mg nicht zu überschreiten. Diese Angaben sind allerdings von weiteren individuellen Faktoren abhängig, wie beispielsweise des Körpergewichtes und der Leberfunktion. Von selbst errechneten Maximalmengen muss Aufgrund von möglichen Nebenwirkungen dringend Abstand genommen werden!

 

Dies ist in der Regel nur vom Arzt gut einschätzbar, da eine Aufnahme über die Haut andere Spitzenkonzentrationen erzeugt, als die Aufnahme über eine Injektion. Wird Lidocain überdosiert so treten Vergiftungserscheinungen auf, mit negativen Wirkungen im Bereich des zentralen Nervensystems (wie z. B. Unruhe, Krampfanfälle u. a.), des Herzens (Rhythmusstörungen), Blutdruckabfall und allergische Reaktionen.

 

Bei einigen Kleinkindern in den USA führte beispielsweise die orale Verabreichung schon von einem 2% Lidocain Gels zu schweren Nebenwirkungen und sogar zu Todesfällen. Quelle: DAZ.online

 

Das Risiko von extremen Reaktionen und Nebenwirkungen ist allerdings bei Markenprodukten aus Apotheken eher selten. Um die beschriebene Maximaldosis bei einer klassischen 2,5% Creme zu erreichen, muss man sehr hohe Mengen großflächig auftragen.

 

Anders verhält es sich schon bei hochkonzentrierten Produkten aus dem Ausland: Eine 10g Tube mit Lidocain 5% - 8% enthält da bereits schon 500mg - 800mg Wirkstoff, zusätzlich zu weiteren Wirkstoffen wie Prilocain und Benzocain.

 

Zudem ist die Menge an 1% - 2% Epinephrin (Adrenalin) enthalten, das zu weiteren allergischen Reaktionen führen kann. Schnell werden hier bei übermäßiger Menge sichere Konzentrationswerte überschritten und das Risiko einer Vergiftung steigt an.