In Form eines Blitzgedankens kam dann auch prompt die Antwort seiner Hochwohlgeborenheit.
Bevor die goldenen Worte von einem Diener Gottes wiedergegeben werden gilt es, wie als freies und eigenständiges Individuum üblich, alles in Frage zu stellen.
So muss allein schon die Frage in Frage gestellt werden:
Etwas dürfen geht mit einem gegebenen und bekannten Verbot einher – dieses Verbot sollte in Form eines Gesetzes definiert oder zumindest allen zugänglich sein. Wird dieses Gesetz nicht eingehalten, so erfolgt eine Bestrafung, oder spürbare Benachteiligung des Gesetzesbrechers.
Steht in einem der 10 Gebote „Du darfst nicht eigene Körperteile verletzen, stechen oder durchbohren aufgrund eines persönlichen temporären Bedürfnisses!“?
So wäre zumindest eine Andeutung im heiligen Buch gegeben, die genau solche Verstümmelungen und Manipulationen des Körpers beinhaltet. Sollte diese Vorgabe einer Gesetzmäßigkeit vorhanden sein, so kann man eine solche Frage auch mit einem „Darf …“ anführen.
Selbst wenn es dennoch diese Angaben gäbe, sind denn dann alle Vorgaben und Gesetze stur und ohne kritisches Hinterfragen zu befolgen? Spätestens nach der Inquisition, in der das Glaubenssystem aus „Du darfst nicht und du sollst – dann bist du ein Guter“ als Basis genommen wurde und hunderttausende Freidenker und Individualisten hinwegbrannte, verstümmelte, oder nach unmenschlichen Qualen von diesem Planeten hinwegopferte, ist ein konformistisches Befolgen schlichte Dummheit.
Die Antwort des folgsamen Weihbischofs beginnt mit einer Darstellung der Schwierigkeit, diese Frage als Ganzes beantworten zu können, da an dieser Stelle seine persönliche Meinung und die Meinung der Katholischen Kirche als zwei getrennt voneinander bestehende Wesensinhalte zu werten sind.
Logisch, da es ja kein niedergeschriebenes Lehrwort gibt, welches diesen Themenbereich rezitierbar macht, kann er in seiner Funktion als Diener Gottes, der dessen Allgemeine Geschäftsbedingungen verinnerlicht hat, argumentieren und Antwort geben. Der Weihbischof hat fertig!
Deswegen schwenkt seine Argumentation sofort in seine persönliche Meinung ab. Also wird die eigentliche Frage, die im Vorfeld an einen Spezialisten gestellt wurde, nun von einem sterblichen und gewöhnlichen Menschen beantwortet. Hier wäre also die Antwort eines anderen Menschen, der beispielsweise in der Fußgängerzone zu dieser Frage interviewt worden wäre, absolut gleichwertig und an dieser Stelle ebenso egal!
Natürlich rät Herr Privatmensch Schwaderlapp von solchen Eingriffen am eigenen Körper ab, weil aus einer Laune und einem Zeitgeschmack heraus irreversible Tatsachen geschaffen werden.
Genau deswegen kann man diese Frage als Repräsentant der katholischen Kirche nicht beantworten, da mit dem mittelalterlichen Verbrennen von weisen Kräuterfrauen und medial begabten Medien auch irreversible Tatsachen geschaffen wurden – nämlich übriggebliebene Asche auf dem Scheiterhaufen!
War halt der Zeitgeschmack und en vogue! Und das Thema mit Schändung von Körpern (inkl. Zerstörung & Zerbrechen von Seelen) Schutzbedürftiger, dass aktueller denn je ist, mal ganz zu schweigen.
Tätowierungen sind genau das Gegenteil zu konformistischen und kollektiven Handlungszwängen. Sie repräsentieren Individualität, die der große Schöpfer von Allem jeden von uns in die Wiege gelegt hat. Ebenso haben wir soziale Wesen den Drang und das Bedürfnis, nach kollegialem Zusammengehören und brauchen naturgemäß keine selbsternannte Elite, die das Leben und die Handlungen Vieler vorgibt.
Ich trage ein Kreuz am Hals, habe auch am Brustbein eines tätowiert, ja und nun Herr Privatmensch, dessen Meinung mich recht wenig interessiert, soll ich irgendwo beichten?